Im Schlauchboot durch die Unterwelt by Wolf Stefan

Im Schlauchboot durch die Unterwelt by Wolf Stefan

Autor:Wolf, Stefan [Wolf, Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Der Schreck war unsagbar. Gleichzeitig sahen beide den Körper. Beiden blieb der Atem weg.

Und langsam trieb das Boot darauf zu.

»Die Ruder!«, flüsterte Karl. »Wo sind die Ruder? Wir dürfen den nicht rammen. Klößchen, die Ruder! Sonst müssen wir mit den Händen paddeln — in dieser Brühe.«

13. Matilde kommt zum Opa

Gaby trug ihren blauen Regenponcho mit der großen Kapuze — Tim einen wasserdichten Windbreaker, der aber gegen Kälte empfindlich war. Denn dann knarzte der synthetische Stoff wie das schlimmere der beiden Kniegelenke eines 90-jährigen Marathonläufers.

Sie radelten. Um 12.55 Uhr erreichten sie den Krautanger-Weg im Stadtteil Vorstetten: eine ruhige Straße weitab von der Innenstadt. Kleine Grundstücke, Einfamilienhäuser, viele alte Bäume. Hier kannte jeder seine Nachbarn und auch die Unarten der Kinder.

Otto Kräsch bewohnte das Haus Nr. 46. Es stand straßennah und hatte auf dieser Seite winzige Fenster. Im Hintergrund entdeckte Tim ziemlich viel Garten mit Büschen, Sträuchern und Fichten, an denen wilder Wein hochkletterte. Vermutlich gab’s dort ‘ne Terrasse.

Vor dem Grundstück stand der weiße Mercedes mit der Nummer... CT333.

»Das ist doch der Wagen der Camping-Ganoven«, sagte Gaby.

»Exakt. Ottos VW steht in der offenen Garage.«

Die war auf der vorderen rechten Ecke des Grundstücks errichtet worden: Ein Billig-Modell, das nicht zu dem netten Häuschen passte. Vom geöffneten Schwenktor hing eine Strippe mit Holzkugelgriff. Der VW war dunkelrot und ca. zehn Jahre alt.

Aus Prinzip prägte Tim sich das Kennzeichen ein.

»Dann sind die vier anderen bei Otto«, sagte er. »Und... Achtung! Die Haustür! Schnell vorbei.«

Das Pärchen spurtete ein Stück, denn die Eingangstür wurde tatsächlich geöffnet. Und dass sich die Alt-Ganoven an die Kids von gestern erinnern würden, war anzunehmen. Zumal bei einem so hübschen Mädchen wie Gaby. Und auch Tim gehört nicht zu denen, die man übersieht.

Hinter einem parkenden Kleinlaster hielten sie an.

Otto — in Hauslatschen und Hosenträgern — verabschiedete die Kumpane, alle vier. Die sahen anders aus als gestern. Nicht mehr Mantel und Krawatte, sondern Stiefel, Jeans und Windjacke. Der mit den Froschaugen trug einen nagelneuen Spaten, O-Bein trug eine Schaufel, der mit dem Knautschgesicht hatte eine Spitzhacke geschultert. Alles neue Geräte.

Offenbar war gute Laune angesagt. Die Camping-Ganoven feixten. Otto blieb auf der Fußmatte. Rede flog hin und her.

»Ja, ja, du drückst dich«, rief O-Bein.

»Dabei täte es dir gut«, wieherte Froschauge.

Das galt Otto. Der — nicht faul — zeigte ihnen den Mittelfinger. Und rief hinterher: »Ihr seid ja nur neidisch, weil mich gleich meine Enkelin besucht. Euch besucht höchstens der Bewährungshelfer, hohoh.«

»Nix da!«, rief Nummer vier zurück. »Wir haben uns bewährt. — Also, du kommst nach?«

»Ungefähr in ner Stunde.«

»Komm nur nicht zu früh — wir könnten noch nicht fertig sein.«

»Haut endlich ab!«

Das taten die vier auch, nachdem sie ihr Gerät im Kofferraum verstaut hatten.

Tim und Gaby wichen aus um den Kleinlaster herum, wurden also nicht bemerkt, als der Mercedes vorbeifuhr.

»Die nehmen jetzt Erdbewegungen vor«, meinte Tim. Aber das hat nichts mit dem Baby zu tun. Da sind wir uns ja einig. Was auch immer die ausgraben — sie werden es mitnehmen zum Campingplatz oder hierher zu Otto. Wenn dein Vater mit seinen Leuten mal reinschaut, wissen wir mehr.



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